Comer See

next level

nur der eine moment

In den letzten fünf Tagen habe ich ordentlich Kilometer gemacht. Ich bin von Tarifa an der Mittelmeerküste Spaniens entlang, durch Frankreich, an Mailand und Turin vorbei zum Comer See gefahren. Ja, du hast richtig gelesen! Italien! Wie es dazu kommt, kann ich dir logisch nicht erklären. Ich mache einfach. Ich versuche alle Bedenken und all die »Aber« auszuschalten und höre auf meinen Bauch. Der sagt: fahr da hin und schau was kommt, teste das Next Level der Tarifa-Stimmung aus. Teste, ob du das mitnehmen kannst.

Zu Erklärung: Ich treffe hier einen meiner Buddies aus Tarifa. Wir haben uns für ein paar Tage, oder wie lange auch immer, am Comer See verabredet um herauszufinden, ob wir das Tarifa Flair hier auch spüren können und um einfach gemeinsam eine gute Zeit zu haben. 

Campingplatz in Nerja auf einer Avocado Plantage

Auf der Anreise übernachte ich unter anderem erst in Nerja und dann in Denía und lerne dort in der Campingplatz-Bar einen Deutschen aus dem Emsland kennen. Wie beinahe immer erzählen wir uns zu Anfang wie lange wir unterwegs sind, wo wir schon überall waren und wo es noch hingehen soll. Nach 10 Minuten sitzt er beim nächsten Bier und Wein bei mir am Tisch und wir reden über die Vergänglichkeit des Lebens, und dass es immer nur den einen Moment gibt, also genau den in dem wir uns befinden. Alles was kommt ist unsicher und das was war, das können wir nicht zurück holen.

Wow. Schon wieder ein so magisches Gespräch mit einem eigentlich Fremden. Ich kann es nicht fassen, aber es scheint irgendwie normal zu sein auf einer solchen Reise. Ich führe mit vermeintlich Fremden so intensive Gespräche, die ich mit manch einem Freund vielleicht erst nach Jahren oder auch gar nicht führe. Woher kommt das? Ehrlich gesagt, ich kann das nicht beantworten. Ich wundere mich besser nicht mehr und genieße einfach jeden einzelnen dieser Dialoge. 

Süßer Campingplatz in Denía

Am nächsten Tag geht’s für mich weiter und der nette Emsländer bewundert beim Abschied meinen Spruch auf Bo. »love my life« – er sagt, ja das ist gut und ich erkläre, dass für mich alles andere nicht in Frage kommt, weil wir eben nur dieses eine Leben haben. Er nickt und meint: »Schick davon mal bitte was rüber.« Das tue ich mit einer entsprechenden Handbewegung.

Später auf der Fahrt denke ich darüber nach. Während der letzten zwei Monate und auch schon vorher zu Hause war ich meist total glücklich. Ich versuche immer, das Gute in allem zu sehen und ich möchte jeden Tag so schön wie möglich gestalten.

Aber das war nicht immer so. Natürlich gab es in meinem Leben Zeiten, in denen ich alles andere als zufrieden oder glücklich war. Ich war müde, gestresst, gereizt, überfordert und total unausgeglichen. Aber irgendwann habe ich mir gedacht, dass mein Leben dafür eigentlich zu schade ist, dass es zu schade ist soviel Zeit mit schlechten Gefühlen zu verbringen.

Cafe au lait in Frankreich 😉

Also habe ich angefangen, daran etwas zu ändern. Ich habe mehr Dinge getan, die mir wirklich Spaß machen und einfach auch mal »Nein« gesagt bei Sachen, die ich nicht wollte.

Dadurch bin ich irgendwie bei mir selber angekommen. Ich denke, dass DAS das Allerwichtigste für ein glückliches Leben ist. Du musst bei dir selber ankommen. Alles andere funktioniert nicht. Denn es sind nicht die Umstände, die anderen oder die Ereignisse, der Job, der Freund, der Chef, die Familie oder was auch immer, die dir das Leben schwer machen. Es bist immer nur du. Du selber entscheidest welchen Weg du gehen möchtest, wo du hin willst oder wo du ankommen möchtest. Deine Einstellung zu allem, was dir widerfährt im Leben ist entscheidend.

Und vergiß nicht, was morgen ist weißt du nicht. Sicher ist dir nur dieser eine kleine Moment. Gleich, in drei Sekunden, kann wieder alles ganz anders sein. Also genieße ihn! Ich bin dann mal am Comer See ;-)))