Weihnachts-Feuer statt Baum
Wintertime & Saure Gurken
Vorarlberg
Es ist Mitte Februar und ich trete meine Heimreise an. In diesem Winter war ich noch zweimal in Vorarlberg, um meinen Buddy zu besuchen. Die aufmerksame Leserin wird es ahnen, wir sind mittlerweile mehr als Buddies. ;-))
Wir haben irre Tage an Weihnachten und Silvester zusammen verbracht und nun war ich gerade nochmals für ein paar Tage bei ihm. Was wir gemacht haben? Steine klauen am Bach und eine Feuerstelle für Heilig Abend bauen, Walzer tanzen ins neue Jahr (nicht, dass ich das irgendwie könnte!), Skifahren, Après Ski feiern mit einem Paar, welches wir in Dänemark kennengelernt haben und die zufällig auch am Arlberg waren, Skitouren gehen (für mich das erste Mal), rodeln, bouldern und und und … Dieser süße Landstrich hat einiges zu bieten. Die Menschen sind super nett und aufgeschlossen, ich liebe den Alemannischen Dialekt, die Berge, Almen, Hütten, den alten Rhein, den Bodensee, den Blick auf die Schweizer Alpen.
Wow! Berge immer nur Berge rund um Hohenems
Immer wieder ertappe ich mich dabei, zu denken: »Das paßt hier alles perfekt« Leben möchte ich hier allerdings nicht … oder vielleicht doch irgendwann? Was ist aus meinen Plänen, im Bulli oder Van zu leben geworden? Was ist aus Spanien bzw. Südeuropa geworden? Mein Traum hinter der Düne zu leben, wo ist er hin? Ganz einfach: es ist Winter und somit Saure-Gurken-Zeit für’s Vanlife.
Geht es dir auch so, dass du über den Winter anders tickst als den Rest des Jahres? Wenn die Tage wieder länger werden, fühle ich mich jedes Mal so, als hätte ich etwas geschafft, eine Hürde oder eine Krankheit hinter mir gelassen. Der Winter ist toll, wenn die Sonne scheint und Schnee liegt. Aber die Dunkelheit und das nass-kalte Wetter machen mich schlichtweg irre, fahren mich zu sehr runter. Viel länger als bis Februar darf diese Zeit für mich einfach nicht gehen. Mein super leichtes Leben hatte im Winter also eine kleine Pause. Es war dennoch ein wunderbarer Winter durch die Zeit in Vorarlberg und ebenso viele schöne Momente zu Hause.
Winterwanderweg Laterns
Jetzt sind die Tage spürbar länger und meine Motivation ist wieder zurück. Die ersten Pläne für dieses Jahre stehen. Ich fahre erneut nach Tarifa.
Ziemlich genau nach einem Jahr schnappe ich mir Moby und Mila, steige in Bo und fahre einen kleinen Umweg über Vorarlberg um dort meinen »Lieblings-Buddy« einzusammeln, um dann weiter nach Spanien zu fahren. Wir wollen fünf Wochen bleiben. Dieses Mal wird es anders, denn wir campen nicht, sondern haben ein Apartment in Tarifa Stadt gemietet. Direkt hinter der Promenade am Strand. Leider nicht hinter der Düne und nicht im Bulli – aber direkt am Strand!!! Wenn ich nur daran denke bekomme ich ein mega breites Grinsen.
Typische andalusische Straße 😉
Tarifa ist so ein schönes kleines Städtchen. Vor allem im Frühjahr ist es noch nicht so überlaufen. Die kleinen Gassen mit den typisch andalusischen weiß verputzten Häusern sind dann noch leer und alles wirkt ein wenig verschlafen. Die Wassersportler und die dazugehörige Szene verleihen der Stadt ein ganz besonderes Flair. Die allgemeine Stimmung, ist am besten mit »easy going« zu beschreiben. Im Sommer soll es dort voll, hektisch und sehr partymäßig sein.
Mein Frühjahr 2022 in Tarifa hatte genau die richtige Mischung aus allem. Das Wetter wurde langsam immer besser. Es war nicht zu warm. Anfangs hatten Bars und Clubs teilweise noch geschlossen. Tarifa wurde von Tag zu Tag lebendiger und erwachte aus seinen Winterschlaf. Als ich dann Ende Mai abgereist bin, konnte ich den Sommer schon spüren. Ich hatte Flip-Flop-braune Füße, es war mittlerweile super warm, die Partypeople Tarifas wurden immer mehr und ich hatte irgendwann an irgendeinem Tag den Gedanken »Tarifa, nun reicht es. Nun kann ich gehen, aber wir wissen beide, ich komme wieder.«
Playa Los Lances
Ursprünglich wollte ich letzten Herbst wieder kommen, das habe ich dann aber im Laufe der Zeit doch auf dieses Frühjahr verschoben. Und nun ist es bald soweit. In knapp drei Wochen geht es los. Für mich wird es ein neues Abenteuer.
Würde ich einfach so losziehen wie im letzten Jahr, dann wüsste ich ja recht genau worauf ich mich einlasse. Dadurch, dass ich mit meinem »Buddy« fahre, wir eine Wohnung mieten und meine Söhne und vielleicht auch sein Sohn uns besuchen kommen wird vermutlich alles anders sein. Ich bin so voller Vorfreude und nehme mal wieder alles wie es kommt. Letztlich tue ich schon wieder etwas, was ich schon immer machen wollte: ich miete in Spanien eine Wohnung für eine Weile und arbeite von dort aus. Logistisch wird es einfacher sein, da ich weniger Gepäck brauche. Campen tun wir ja nur bei An- und Abreise. Dafür kommen aber eine Menge andere Dinge dazu: mein Surfbrett, was ich letztes Jahr im Herbst in Köln gekauft habe, mehrere Kites und Boards etc. Bo muss also mal wieder alles geben und zeigen, was er drauf hat.
Blick von Tarifa auf’s Atlas Gebirge in Marokko
Besonders freue ich mich darüber, dass meine beiden Söhne zu Besuch kommen. Hier zu Hause führen wir mittlerweile ein sehr unkonventionelles Leben. Oft sind wir zu fünft, da die Freundinnen meiner Jungs regelmässig hier sind. Ich nenne uns gerne meine Wohlfühl-Hippie-WG. Wir pflegen einen sehr freien und ehrlichen Umgang miteinander, führen lange und tiefgreifende Gespräche, geniessen gemeinsame Abende bei Lasagne und Gesellschaftsspielen, sind für einander da wenn es mal nicht so gut läuft und haben wenig Geheimnisse voreinander.
Mittelmeer und Atlantik treffen in Tarifa aufeinander
Das klassische Familienleben hat sich seit meiner Trennung sehr verändert. Die Jungs und ich haben mehr Kontakt auf Augenhöhe. Okay, sie sind ja auch beide erwachsen bzw. fast erwachsen. Sie können, dadurch, dass ich viel unterwegs bin, einiges in Eigenverantwortung klären. Alles in allem bin ich sehr stolz auf beide, da sie bei Problemen angemessen und sehr souverän reagieren. Unser Leben mag anders sein, aber es fühlt sich sehr richtig an, denn ich habe glückliche Söhne und meine Söhne haben eine glückliche Mutter. Das ist in meinen Augen das Allerwichtigste. Wir halten zusammen. Wir sind ein Team. Wir verbiegen uns nicht, sind ehrlich und aufgeschlossen. Unser Lebenskonzept beinhaltet Zufriedenheit und Freiheit als höchstes Gut. Ich möchte meinen Söhnen für ihr Leben mitgeben, dass sie so wie sie sind gut sind, dass sie die meisten ihrer Träume für’s Leben verwirklichen dürfen und dass sie ein freies und selbstbestimmtes Leben führen können. Wir geben uns hier alle gegenseitig Flügel und akzeptieren uns einfach. Darauf bin ich wirklich sehr, sehr stolz und ich bin sehr dankbar dafür.
Ich denke es ist Zeit: Tarifa erwartet uns. Es wird Zeit – für uns alle!