Hej Greedy!
greedy
my inner child
In einem unveröffentlichten Beitrag über Rick den Rasterman erzähle ich über unser Gespräch in der Sonne vor Bo. Bei ein paar Bier und für ihn zusätzlich noch zwei Joints sprechen wir unter anderem über unsere inneren Kinder.
Wir haben sehr viel Spaß dabei und es ist ein unbeschwerter Nachmittag. Ich soll mein inneres Kind beschreiben und muss das englische Wort dafür nachschauen. Es ist greedy, also gierig. Mittlerweile nenne ich mein inneres Kind so. Greedy. Das kleine blonde Mädchen, drei oder vier Jahre alt, mit ganz viel Gier aufs Leben. Lange habe ich es ignoriert und alle seine Einwände beiseite geschoben. Ich kann Greedy aber nun nicht mehr wegschieben und unantastbar machen. Sie ist wach und will gehört werden und vor allem soll ihre Gier gestillt werden. Also bin ich schonmal trotzig, bockig, albern, unbekümmert und nehme mir was ich möchte, feire das Leben und will soviel wie möglich mitnehmen. Ich denke oft nicht an morgen und lebe im Moment.
Stroh auf und im Kopf 😉
Meine Haare sind in Tarifa blond geworden und genauso wuschelig und lockig wie mit vier Jahren. Es ist beinahe so, als hätten Sonne und Salzwasser in Spanien nicht nur das Blond zurück geholt sondern auch Türen zu mir selber geöffnet, zu Greedy. Wir – Greedy und ich – sind nun ein Team. Ich habe kein einziges Buch über das Thema »Inneres Kind« gelesen. Vielleicht habe ich diese psychologische Konzept auch total falsch verstanden, aber es fühlt sich für mich so an als wäre der Motor von vielem in meinem Leben dieses innere Kind.
In Tarifa haben allerdings nicht nur Sonne und Salzwasser und die lockere Stimmung Greedy aus ihrem Versteck geholt. Da gibt es auch noch diesen Mann. Natürlich ist er blond und hat Locken. Schon alleine deswegen sehe ich in ihm Greedy. Zudem ist er genauso gierig nach Leben wie sie – nein, natürlich wie ich! ;-)))
Wenn wir zusammen sind, dann ist sie da, diese unbeschreibliche Lust am Leben und aufs Leben. Wir sind beide gierig mit gutem Herz. Allerdings sind wir eine gefährliche Mischung. So können wir nicht genug Sex miteinander haben, trinken schonmal zu viel Alkohol, wollen tanzen, lachen, glücklich sein, Sport treiben bis die Muskeln schmerzen und das alles jeden Tag immer wieder. Wir haben lange, intensive und super offene Gespräche und erzählen uns vieles, was nur wenige Freunde wissen oder sogar niemand zuvor von uns gehört hat. Zusammen geben wir Vollgas. Wir verbringen die Woche am Comer See zusammen und machen dort fast genauso weiter wie in Tarifa. Ich freue mich ihn zu sehen, ihn zu sprechen, ihn anzufassen und neben ihm einzuschlafen.
Nun zu Hause vermisse ich abwechselnd ihn und Tarifa. Ich frage mich was von beiden überwiegt, kann das aber nicht beantworten. Wenn ich lese, was ich hier so schreibe würde ich sagen, dass ich bis über beide Ohren in ihn verliebt bin. Aber so ist es nicht. In Tarifa denke ich bereits die ganze Zeit, dass sich dieses Verliebtheitsgefühl gar nicht einstellen mag, obwohl ich total auf ihn stehe und alles da ist, was ich an einem Mann mag und will. Am Comer See ist das Gefühl anfangs ein ganz kleines bisschen da. Mir wird dort schwindelig als klar ist, dass wir uns bald verabschieden müssen, denn uns trennen fast 700 km voneinander. Der Gedanke an eine Fernbeziehung löst bei mir Stress aus. Überhaupt löst der Gedanke an eine Beziehung bei mir Stress aus. Meine Trennung liegt zu diesem Zeitpunkt noch nicht mal ein Jahr zurück und ich liebe meine dadurch zurückgewonnene Freiheit über alles.
Aktuell haben wir ab und an Kontakt, der sehr intensiv ist, wenn wir telefonieren. Da ist diese unglaubliche Nähe zwischen uns. Es ist als hätten wir die Verliebtheit einfach mit Vollgas übersprungen und als hätten wir uns direkt auf einer anderen Ebene getroffen. Mein Gefühl für ihn ist ein bisschen brüderlich, so wie Best Buddies. Best Buddies mit bomben Sex. Es paßt eigentlich alles, aber irgendetwas paßt nicht. Was das ist weiß ich nicht. Ich stand in Tarifa schon immer voll auf der Bremse was die Emotionen angeht. Er ist auch einfach kein Mann zum Verlieben. Er ist ein Rumtreiber, laut eigener Aussage hat er Probleme treu zu sein, und das ist er auch aktuell nicht, denn er hat eine Freundin.
Mir ist das alles egal. Denn Greedy wird bei ihm gestillt und fühlt sich sauwohl in seiner Gegenwart, weil die beiden – weil meine Greedy und er – was das angeht seelenverwandt sind. Also was soll ich sagen, war ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort um dort die richtigen Leute zu treffen? Ja! Absolut!
Dänemark Juli 2022
Wie es weitergeht, das weiß ich nicht. Das macht aber auch nichts. Denn es wird noch eine Weile weitergehen. Da bin ich mir sicher. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass es ihm genauso geht wir mir. Denn er hat auch einen kleinen blonden Greedy in sich und die beiden verstehen sich einfach blendend.
Nachtrag: Dieser Text ist ca. Ende Juni entstanden. Mittlerweile waren er und ich in Dänemark. Wir hatten eine mega gute Zeit zusammen. Es paßt und paßt nicht. Aber das habe ich ja bereits erwähnt. Wir haben mehrfach darüber gesprochen, was das mit uns ist und keine normale Kategorie dafür finden können. Genau das ist es aber, was ich an unserer Affäre so gut finde. Es paßt nicht ins Raster. Das entspricht ganz genau meiner neuen Lebenseinstellung. Ich passe schon lange nicht mehr ins Raster, eigentlich habe ich das nicht nie getan. Also scheint es logisch, dass ich eine Liebesaffäre – oder what ever – habe die ausserhalb der Norm liegt und so unverbindlich wie möglich. Schließlich bin ich gerade dabei mein Leben neu zu gestalten und all das zu tun, was ich schon immer tun wollte. Also: Jackpot! ;-))