Kirche San Mateo Apóstol in Tarifa

Life is for living

Bye bye again

Fünf Wochen sind schnell vorbei. Ich frage mich, wo die Zeit geblieben ist und ob ich sie gut genutzt habe.

Wenn ich darüber nachdenke, was wir alles gemacht, gesehen und getan haben und wen wir getroffen haben würde ich sagen: ja, ich habe sie genutzt. Aber es reicht mir nicht. Eigentlich bin ich nicht bereit abzureisen.

Meine Standard-Frage im Scherz an Alex ist: wann geht dein Flieger, hast du schon mal geschaut? Meine Idee dahinter: er fliegt nach Hause und ich bleibe noch und irgendwann bringe ich ihm seine Kites in Österreich vorbei. Ich sage es als Scherz, aber eigentlich ist das mein Wunsch. Natürlich bleibe ich vernünftig und wir fahren, wie geplant, gemeinsam nach Hause.

Abendstimmung Camping Río Jara

Nachdem wir auch meinen zweiten Sohn mit Freundin verabschiedet haben ist unsere Zeit in der Wohnung im Tortuga Dos vorbei. Wir ziehen für zwei Nächte auf den Campingplatz um. Hier merke ich, dass ich total entspanne und wie sehr ich campen liebe. Dieses permanente draussen sein ist einfach voll mein Ding.

Der Platz ist recht leer und so ist ist es sehr ruhig hier und mir fällt auf, dass die Zeit in Tarifa Stadt recht quirlig war, dass es immer laut und permanent viel los um uns herum war. Auf dem Campingplatz genieße ich die Stille, die kurzen Gespräche mit den Nachbarn, die hier für immer wohnen.

Ich freue mich über Zeit alleine am Strand und vor allem über diesen wunderschönen und riesigen Strand! Ich laufe zum Agua, trinke einen Café con Leche und danach ein kleines Bier. Es ist einfach nur schön, hier zu sein.

Stammplatz 😉

Am Abend treffen wir im Agua zufällig meinen Kite-Lehrer vom letzten Jahr. Wir laufen den Holzsteg vom Strand aus hoch und er kommt uns entgegen. Er freut sich, mich zu sehen und meint, ich würde sehr glücklich aussehen. Das bin ich auch. Später treffen wir ihn beim Abendessen im Pacha Mama nochmals rein zufällig wieder.

Wir unterhalten uns ein bisschen intensiver. Er ist frei. Er lebt mal hier mal dort. Mal auf den Kanaren – dort hat er den Winter verbracht – und mal in Tarifa. Sein zu Hause ist ein Van. Er lebt, wie so viele Menschen hier, einfach im Moment. Ich denke erneut darüber nach, wie ich meine Zeit hier in diesem Jahr empfinde und genutzt habe. Im letzen Jahr war alles neu und ich war permanent geflasht.

Playa Los Lances

In diesem Jahr treffen wir immer wieder auf Menschen, die hier leben – seit Jahren oder seit kurzem. Letztlich hören wir oft ähnliche Geschichten, wie: ich kam her, immer wieder und bin geblieben.

Da gibt es den Sylter, der im Hafen seinen Laden mit Kunst aus dem Meer betreibt und die Strände von Müll befreit, die Musikerin aus Italien in der Surfer Bar, der Kite Lehrer aus Österreich, der nun auf Montage in Ecuador arbeitet und mal „zu Hause“ in Tarifa vorbeischaut, mein Surf-Lehrer Alex aus Argentinien, mein Kite-Surf Lehrer vom letzen Jahr aus der Schweiz, der Ire, den wir am St. Patricks Day kennenlernen, der leicht verrückte Italiener mit seiner Wein Bodega, der selbst sein bester Kunde ist, das italienische Paar, das alle im Tischkicker abzieht und sich zwischendurch diabolisch angrinst wenn sie neue Opfer gefunden haben, die Partybiene Sonia, die mir anbietet eine Wohnung für mich zu suchen, ihre Freundin, die lange in Hannover gelebt hat und und und …

Ich knüpfe Kontakte mit eben diesen Menschen und erzähle allen, dass ich auch gerne hier leben würde. Ich tausche Telefonnummern aus und würde sagen, dass ich anfange ein Netzwerk aus Freunden aufzubauen –  wie so oft in meinen Leben. Mein Ziel scheint klar zu sein. Dennoch muss ich nun erstmal Abschied nehmen. Aber es tut gar nicht so sehr weh, denn ich weiß dieses Mal, dass ich wiederkomme. Im letzten Jahr war das noch ungewiß. Dieses Mal bin ich sicher.

Águilas

Für unsere Rückreise haben wir vier Tage eingeplant. Wir stoppen für eine sehr unruhige Nacht in Águilas – ein sehr nettes Städtchen. Nur leider stehen wir im Hafen und in einem der Restaurants feiern ein paar Spanier bis vier Uhr morgens mit lauter Musik und fröhlichem Mitsingen. (Park4night hatte eigentlich davor gewarnt!)

Völlig übernächtigt schaffen wir des dennoch am nächsten Tag bis ins Ebro Delta. Dort erleben wir nochmals 1,5 sehr entspannte Tage. Alex kann bei einem äußerst starkem Mistral kiten und ich bin einfach ich, lebendig und glücklich, denn wir sind on the road mit meinem lieben Bo. Obwohl alles sehr behelfsmäßig ist, da wir ja eigentlich kaum campen wollten und wir viel zu viele Sachen dabei haben, bin ich super gut gelaunt.

Jede Nacht müssen wir die Dachbox ausräumen, da sich das Aufstelldach sonst nicht hochklappen läßt. Im Bulli ist es dadurch super eng und alles ist vollstopft. Eigentlich macht mich so etwas nervös, aber es klappt sehr gut und ich bin weiterhin entspannt.

Wir können uns von diesem magischen Ort im Ebro Delta gar nicht lösen und fahren eigentlich viel zu spät los. Auch hier finden wie schnell Kontakt zu den Betreibern der Bar am Strand. Sie kommen beide aus der Gegend um Tarifa und wir haben uns dadurch einiges zu erzählen.

Mein Klappklo im Einsatz am Ebro Delta

Die nächste Nacht verbringen wir dann bei Valence in Frankreich auf einem Stellplatz direkt an der Rhone.

Bei der Überquerung der Grenze von Spanien nach Frankreich bin ich doch ein wenig traurig. Am liebsten würde ich einfach zurück fahren.

Es ist auch in Südfrankreich unglaublich windig. Der Mistral gibt richtig Feuer, so dass das Fahren alles andere als einfach ist. Am vierten Tag unsere Rückreise geht es durch Frankreich in die Schweiz und dann nach Österreich. 

Ostern in Caños de Meca

In der Schweiz verstehe ich endgütig, dass unsere Reise nun bald vorbei ist. Es ist ganz unglaublich, wie sich die Landschaft verändert und was du alles zu sehen bekommst unterwegs.

Am meisten beeindruckt mich die Strecke durch Spanien. Ich bin erneut überwältigt von der Schönheit und Größe dieses Landes. Die Berge, das Meer, die daraus resultierenden atemberaubenden Szenen machen mich sprachlos. Ich könnte ewig weiterfahren und aus dem Fenster gucken und diese wunderschöne Landschaft anschauen. Die Halbwüste bei Tabernas ist landschaftlich ein absolutes Highlight.

Ich nehme mir fest vor, bei meiner nächsten Anreise nach Südspanien, dort zu stoppen. Zudem habe ich immer noch Portugal auf der Liste. Sagres soll seit einem Jahr mein Ziel sein, wenn ich quasi beim nächsten Mal schonmal in der Gegend bin, schaue ich da mal vorbei 😉 Ach ja, und Nordspanien finde ich auch spannend zu entdecken.

Du siehst, mein Kopf ist voller Pläne und ich bleibe in Bewegung, auch wenn Tarifa oft das Ziel sein wird. Ich halte dich auf dem Laufenden! Keep moving!