Rømø Beach
You’re never too old
Rømø – Hvide Sande – Bork Havn – Krik Vig – Klitmøller
Nach sechs Wochen zu Hause bin ich wieder unterwegs. Dieses Mal auf einem Roadtrip an Dänemarks Westküste entlang. Ich war noch nie in Dänemark und trete völlig unvoreingenommen die Reise an. Im Gepäck: mein Buddie aus Tarifa, mein Bulli Bo, Moby und Mila. Leider bin ich gerade erst wieder von Covid genesen und habe ein bisschen Sorge, nicht fit zu sein. Aber diese Sorge entpuppt sich eher als unbegründet. Ich bin angeschlagen – ja – aber ich kann trotzdem alles machen. Also geht’s los!
Wir starten auf Rømø und ich bin ich von diesem riesigen Strand völlig überwältigt. Das Licht abends am Strand ist magisch, das Meer sieht irre schön aus und die Zeit hier ist einfach schon mega entspannt. Auf Rømø darf man bis zum Wasser mit dem Auto an den Strand fahren. Ein völlig skurriles Bild!
Vorgeschmack auf Cold Hawaii in Bork Havn
Unsere zweite Station ist Hvide Sande und Kloster. Kloster ist ein wunderschöner Spot zum Kite Surfen mit Holzbänken und WC am Fjord-Ufer. Für mich zum üben perfekt, da wir im Fjord in einem Stehrevier sind. Wir übernachten zwei Nächte lang auf unterschiedlichen Womo-Stellplätzen in Hvide Sande. Am zweiten Abend gehen wir in die einzige Kneipe im Ort. Der Weg ist nicht weit. Wir laufen durch eine Mini-Fußgängerzone. Weil wir hier total alleine sind, alles zu hat und nur ein paar lose Papierblätter durch die Gegend fliegen hat diese Szene Horrorfilmcharakter, es fehlen wirklich nur noch die Zombies, die aus den Seitenstraßen kommen.
In der Kneipe sind wir anfangs ebenfalls alleine mit zwei Einheimischen und spielen Dart. Später kommt eine ganze Familie von den Orkney Islands zum Feiern dazu. Sie sind Fischer, alle miteinander verwandt, ihr Boot liegt hier im Hafen (ein riesen Kahn) und sie haben ihre Frauen und Freundinnen eingeflogen. Also herrscht Partystimmung pur. Am Schluß tanze ich mit den Girls. Im Nachhinein ärgere ich mich, dass wir keine Telefonnummern ausgetauscht haben, denn sie haben uns zu den Orkney Island eingeladen.
Bork Havn, unsere nächste Station, ist minimal touristischer, aber auch hier laufen wir abends alleine durch den Ort. Dänemark wirkt auf mich ein wenig verschlafen. Die Dänen sind sehr ruhig und leise sowie super charmant und nett. Irgendwie plätschern unsere Tage ebenso charmant und leise vor sich hin. Überall riesige Dünenlandschaften, weite Sandstrände und sehr wenig Menschen.
Treibholzfeuer & Vino Tinto 😉
In der Nähe von Krik Vig stehen wir wild auf einem Parkplatz direkt hinter der Düne. Wind zum Kite Surfen gibt es keinen mehr und es ist für skandinavische Verhältnissen sehr heiß. Ich bin von unserem Aufenthalt hier total geflasht.
Ich merke, dass wildcampen voll mein Ding ist. Auch hier sind wir wieder mutterseelen-alleine, machen ein Feuer am Strand aus angespültem Holz und genießen das Leben und den Abend mit einer Flasche Rotwein.
Das Meer ist mega kalt, dennoch gehen wir rein. Eine Dusche haben wir nämlich nicht. Meine Füße sind dreckig, meine Fingernägel haben schwarze Ränder und ich habe keine Ahnung wie ich sonst so aussehe. Ich trage jeden Tag einen Zopf und merke, dass meine zerzausten Haare total strohig vom Salzwasser sind. In den beiden Vans ist alles eingestaubt, und überall ist der feine weiße Sand zu finden. Ich trage die ganze Zeit die gleichen Klamotten. Zähneputzen und Deo benutzen sind meine einzigen Aktivitäten in punkto „normaler“ Körperpflege. Mein Klappklo dient uns für das große Geschäft und das Portapotti von meinem Kumpel für das kleine. Sämtliche Eitelkeiten verschwinden und ich liebe das Gefühl alles dabei zu haben, was ich brauche. Es paßt alles in dieses eigentlich kleine Auto. Wer braucht schon den Luxus eines großen Badezimmers wenn das Meer vor der Tür liegt?
Ich bin mega glücklich! Das alles hier ist Freiheit pur! Morgens mache ich einfach die Schiebetür auf, lasse die Hunde raus blinzele in die Sonne und freue mich auf den ersten Kaffee.
Klitmøller Beach
Dennoch reisen wir weiter, dem Wind hinterher nach Klitmøller, auch Cold Hawaii genannt. Dort soll es neben Wind auch große Wellen geben. Bei unsere Ankunft herrscht allerdings Flaute und das Meer ist spiegelglatt.
Am zweiten Tag gibt es ein wenig Wellen und wir buchen für zwei Stunden einen Wellenreiten-Coach. Mein Herz hüpft vor Freude! Surfen! Mein Traum seit Jahren!!!
Ich habe es bereits in der Bretagne und in Irland versucht, war aber nicht richtig erfolgreich und hatte mich damit abgefunden, dass ich das nicht mehr lernen werde. Hier in Klitmøller klappt es gut. Nach zwei Stunden mit dem Coach und vorher bereits zwei Stunden im Wasser mit Leihboard merke ich, dass ich Fortschritte mache. Die Wellen sind gnädig und nicht solche Brecher wie bei meinen bisherigen Versuchen. Ich merke, dass ich einfach durch üben, üben und nochmals üben weiterkomme und dass die Bedingungen eine große Rolle spielen.
Mein Herz hüpft noch mehr – denn, wie gesagt, ich hatte meinen Traum ja schon aufgeben, weil ich dachte das dauert ewig, du wohnst nicht am Meer, du bist zu alt, also wirst du es nicht mehr lernen. Dieser eine Tag hat meinen Einstellung verändert. Ich bin nicht zu alt, ich kann immer ans Meer fahren und ja es dauert, aber ich sollte die Geduld dazu aufbringen. Ich darf mich einfach nicht mehr von kleinen Fehlversuchen aus der Bahn werfen lassen. Dranbleiben und nicht aufgeben ist die Devise!
Dream life
Nach ein paar Tagen parken wir nochmals für eine Nacht hinter der Düne in der Nähe von Krik Vig. Morgens gehe ich mit den Hunden rüber zum Meer. Es regnet und ist mittlerweile sehr kalt geworden hier oben im Norden.
Während ich auf die Wellen schaue, denke ich daran wie wundervoll es wäre jetzt ein Surfbrett dabei zu haben, ein bisschen Wellenreiten üben zu gehen, dann wieder zum Bulli zurück zukommen, Kaffeetrinken und Frühstücken um entspannt den Arbeitstag zu beginnen.
Wow! Was für ein Leben! Habe ich da ein neues Ziel für mich entdeckt? Ich denke ja! Bleib du an deinem dran! Ich tue es auch 😉 Und: ich muss ein Surfbrett kaufen!