Tarifa, Tarifa, Tarifa!
feuerball und adler
Gestalte dein Museum
Okay, Tarifa läßt mich nicht mehr los. Mittlerweile hat sich mein Team ein bisschen verändert. Einer meiner Buddies hat für eine Woche Besuch von einem guten Kumpel bekommen. Meist treffen wir uns abends ganz ungezwungen, kochen zusammen oder trinken einfach ein, zwei Bier (und auch mehr ;-)) miteinander. Die Feel-Good-Blase geht genauso weiter. Ich habe beschlossen, noch eine weitere Woche hier zu bleiben. Es ist so unglaublich schön hier, dass ich keinen Grund sehe weiter zu ziehen.
Jeden Abend und Morgen, höre ich ein unglaubliches Vogelgezwitscher. Das kleine Konzert verabschiedet den Tag und begrüßt den neuen. Die Vogelstimmen sind so laut – alle unterschiedlich, hell und bunt – dass ich meine ich wäre im Dschungel. Wenn ich aus dem Fenster von Bo schaue, gucke ich auf den Río Jara. Auf der anderen Seite wachsen Bäume, die du dir eigentlich in Afrika an einer Flusslandschaft vorstellen würdest. Hier fehlen nur noch die Nilpferde!
Abends sitzen wir oft auf dem Van-Dach mit Blick auf den Sonnenuntergang und fragen uns, ob wir das eigentlich verdient haben – schauen uns an und sagen alle mit einem Lachen »Ja! Total!«
Río Jara mit Auen
Die Nächte sind mittlerweile sternenklar. Gestern Abend standen wir noch draußen bei einem Bier und chilliger Musik. Ich habe über den Fluß in den Himmel geschaut und eine riesige Sternschnuppe am Himmel gesehen. Sie sieht aus wie ein Komet, der in der Erdatmosphäre verglüht. Ich kann nur darauf zeigen und »Da! Da! Da!« rufen. Wir sind so geflasht, dass wir diesen Feuerball mit seinem roten und blau-grünem Schweif einfach nur anstarren. Dann sagt jemand, dass wir uns etwas wüschen müssen. Ich schließe die Augen kurz und schicke meinen Wunsch in den Himmel. Leider darf ich ihn dir ja nicht verraten. Aber vielleicht kannst du dir ein bisschen denken, was ich mir gewünscht habe. Jedenfalls denke ich danach, wie soll das hier jetzt eigentlich noch getopt werden? Kann es noch besser werden? Ich weiß es nicht. Aber das ist eigentlich auch egal, denn ich bin total zufrieden. Ich bin jetzt vier Wochen unterwegs und denke zum ersten Mal, es ist perfekt, ich habe fast alles erlebt und gesehen, was ich mir vorgenommen hatte. Ich bin nicht mehr so sehr auf der Suche, ich bin nicht mehr so getrieben weiter zu »müssen«. Ich kann durchatmen.
»Adlerfels« Bolonia
Vor einiger Zeit habe ich ein schönes Buch von John Strelecky gelesen, »The Big Five of Life«. John empfiehlt, aus jedem Tag einen Museums-Tag zu machen, Das heißt jeder Tag soll einen ganz besonderen Platz in deinem ganz persönlichem Lebens-Museum haben. Dann kannst du am Ende deines Lebens all diese wunderbaren »Exponate« noch einmal anschauen und sagen, ich habe mein Museum, mein Leben wirklich bestmöglich gefüllt. Natürlich kann nicht jeder Tag für’s Museum sein, es muss auch schlechte Tage geben. Obwohl auch diese dürfen ihren Platz als Ausstellungsstück haben, denn sie gehören schließlich ebenso dazu. Es ist einfach nur wichtig, wie du mit den schlechten Tagen umgehst. Wenn du mit deinem Umgang einer Krise oder eines Schicksalsschlag zufrieden bist, dann hast du alles richtig gemacht. Im Moment, hier sammle ich eine Menge von irrsinnig-perfekt-positiven Tagen für mein Museum. Das ist auch gut so, denn die anderen Tage habe ich bereits zu genüge gesammelt.
Bouldering Bolonia
Heute checke ich ein Mini-Boulder-Gebiet bei Bolonia aus. Leider habe ich nur eine sehr vage Wegbeschreibung auf Spanisch. Also parke ich Bo viel zu früh und laufe mit den Hunden immer weiter bergauf über eine, der hier absolut typischen, holprigen und kaputten Asphalt-Straßen. Es ist recht heiß, so dass ich den Hunden und mir eine kurze Pause im Schatten gönne. Moby ist sehr dankbar und macht sofort ein Nickerchen. Danach sind es nur noch 10 Minuten zu Fuss bis auf den Kamm der Anhöhe.
Links neben mir liegt eine beeindruckende Felsformation mit einer Höhle. Ich höre Ziegenglocken, sehen kann ich die Ziegen aber nicht. Im stahlblauem Himmel fliegen einige Greifvögel herum. Aus der Felsformation löst sich ein dunkler Schatten. Ich kann es kaum glauben. Über mir fliegen zwei riesige Greifvögel und es gesellen sich noch zwei weitere dazu. Da ich mich mit Greifvögeln nicht so gut auskenne, gehe ich davon aus, dass es Adler sind. Eine kleine Google Recherche, später im Bulli, deutet aber eher darauf hin, dass es Leoparden-Geier sind. Letztlich ist es auch egal. Die Vögel sind sehr beeindruckend und ich genieße den Augenblick.
Strandbar Bolonia
Das Boulder-Gebiet finde ich auch sofort hier. Ich versuche mich an zwei einfachen Blöcken. Da ich aber ganz alleine bin und kein Crashpad dabei habe, belasse ich es dabei. Den einen Block gehe ich gleich dreimal hoch und freue mich enorm, überhaupt mal wieder Fels angefasst zu haben. Von den Blöcken aus kann man den Strand von Bolonia mit der Wanderdüne sehen. Ich grinse und schüttle den Kopf, weil ich das Ausmaß an Schönheit dieses Landstriches nicht fassen kann.
Später fahre ich zum Playa Bolonia, esse etwas in der Strandbar, trinke Kas Limon und einen Cortado. Abends grille ich mit den Jungs und neben ausgelassener Party-Stimmung reden wir unter anderem auch über die schlechten Tage aus unseren Leben. Aber, wie du weißt, können auch diese einen guten Platz in deinem Museum erhalten. Du musst nur für dich selbst vertretbar und zufriedenstellend damit umgehen.